Das ehemalige Volkschorsängerheim

Nachdem unser früheres Domizil in Trossingen uns in 2014 von den Stadtwerken gekündigt wurde, waren wir intensiv auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Dabei hatten wir uns zum Ziel gesetzt, wenn überhaupt nochmal ein Vereinsheim, dann soll es uns gehören. Nach zwei Negativ-Erlebnissen wollten wir nicht noch einmal vertrieben werden. Bei einem kleinen Vereinsbudget kein einfaches Vorhaben.

Verschiedenste Objekte wurden begutachtet, jedoch kaum eines war wirklich geeignet. Entweder zu marode, zu klein, zu teuer oder nicht zentral gelegen für die Vereinsmitglieder. Die Hoffnung tendierte dem Nullpunkt entgegen, als wir, auf Grund eines Zeitungsberichtes, auf ein abbruchreifes Gebäude in Schwenningen aufmerksam wurden: Das leerstehende und einsturzgefährdete ehemalige Volkschorsängerheim.

Bei der Besichtigung wird mit jedem Quadratmeter, mit jedem Raum, mit jeder Wand, klar und klarer, dass hier, falls wir uns an die Sache wagen, eine Herkules-Aufgabe vor uns liegt.

Begleiten Sie uns auf unserem ersten Rundgang ...

 

 

Unser Suche nach einem neuen Vereinsheim führte uns im Herbst 2014 auch in die Erzberger Straße nach VS-Schwenningen.

Hier stand das ehemalige Volkschorsängerheim: Baujahr 1959 und wohl etwas in die Jahre gekommen.
Der früher hier ansässige Volkschor hatte sich auf Grund fehlenden Nachwuchs-Sängern aufgelöst. 

Von der Straßenseite her ziert ein unter Denkmalschutz stehendes Kunstwerk das Gebäude:
Das Scraffito des lokalen Künstlers Romuald Hengstler.

Nicht nur das Gebäude ist in die Jahre gekommen: Auch die Straße bzw. der Gehweg waren sehr verwahrlost.

Das Gebäude stand über 10 Jahre leer. Wegen Geländesetzungen kam es zu massiven Gebäudeschäden.Das Gebäude war als "einsturzgefährdet" gekennzeichnet und gesichert.

Mit einer Ausnahmegenehmigung durften wir das Gelände und das Gebäude erkunden.

 

 

 

Idyllisch gelegen, von Hecken und Bäumen umringt. 

Die Rückansicht noch relativ unspektakulär.

 

 

 

Verwuchert, verwildert, aber ein interessanes Kunstwerk am Gebäude.

 

 

 

Die kleine Einfriedung zum Gehweg hin hat wohl auch keine richtige Funktion mehr. 

Die Gips-Marken am Gebäude deuten darauf hin, dass hier wohl schon seit längerem die Bewegung des Gebäudes verfolgt wurde.

 

 

 

Die Stirnseite offenbart dann schon die ersten Probleme:

Risse im Mauerwerk, massive Holzpfosten zur Sicherung des Gebäudes und aus sicherheittechnischen Gründen Absperrungen mit einem Bauzaun.

 

 

 

 

Links vom Gebäude befindet sich ein kleines Nebengebäude.

Richtung Süden gibt es einen Holzverschlag zum Öffnen. Vermutlich wurde hier bei früheren Vereinsfesten bzw. Gartenfesten eine Bewirtung angeboten.

Die Funktion war wohl dem eines Verkaufs-Kiosks ähnlich, weshalb die Namensgebung sofort eindeutig war: Unser Kiosk.

 

 

 

Die Rückseite, so verwahrlost wie die Stirnseite.

 

Abstützungen, um ein Wegbrechen der Gebäudeecke zu vermeiden. 

Müll und Unrat. 

 

 

 

Der sehr massive Riss in der tragenden Aussenwand verdeutlich die statischen Probleme am Gebäude.

Nur die massiven Abstützungen scheinen das Gebäude "gerade noch" zusammen zu halten.

Solche Risse sind alles andere als vertrauenserweckend.

 

 

 

Unterm Dachfirst erkennt man die frühere Gebäude-Lüftung. 

Die Anlage war wohl schon seit Jahrzehnten außer Betrieb.

 

 

 

An der Gebäude-Rückseite entlang finden sich alle paar Meter die Abgas-Stutzen einer früheren Heizungsanlage. 


In den 60er-Jahren wurden vermutlich Gas-Einzelöfen installiert.

 

Jede Verbrennungsstelle hatte ihren eigenen Abluftkanal, einfach quer durch die Wand nach außen.

 

 

 

Mit all den Rissen und Schäden ..... dennoch hat das Gebäude einen gewissen "morbiden Charme".

 

Mit der verglasten Süd-Seite ähnelt es einer kleinen Festhalle.

 

 

 

Wenn sich der Blick vom Gebäude abwendet folgt die Überraschung: Die Lage direkt an der Bahnlinie!

 

Das Gelände am Gebäude geht nahtlos und ohne jegliche Barriere direkt in den stark abfallenden Bahndamm über. Ein paar Meter tiefer führt die Bahnlinie direkt am Gelände vorbei. 

Beim dem Anblick waren sofort alle Risse und Probleme am Gebäude vergessen!

 

Kann es für einen Modellbahnverein überhaupt eine bessere Lage für das Vereinsheim geben, als direkt an der Bahnlinie?
Wohl kaum!

 

Jenseits der Bahnlinie trifft der Blick auf die Biwak-Schachtel, eine Vesper-Restaurant des Albvereins, mit bahn-historischer Vergangenheit.


Der kleine Biergarten und der See, mit der symbolisierten Neckarquelle, gehören zum Stadt-Park "Möglingshöhe und laden zum gemütlichen Verweilen ein.


Dieser Naherholungs-Park und die Anlagen waren Teil der Landesgartenschau.
Auch heute noch ist das ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende für Spaziergänger und Familien mit Kindern.

 

Rechts vom See befindet sich der recht großzügige ehemalige "Landesgartenschau-Spielplatz".
 

 

 

 

Wir gehen in das Gebäude.

 

Ein niedriges Foyer, eine alte Garderobe links und Toilettenräume auf der rechten Seite.


Eine große Hollywood-Treppe, zumindest mal 2 Stufen, führt hinauf in den hellen Saal.

 

Obwohl schon über ein Jahrzehnt leer, meint man fast noch die Melodien aus früheren Zeiten zu hören, von denen die Noten an der großen Saalwand zeugen.

 

 

 

 

Auf der linken Seite im Foyer führt eine Tür in die ehemalige Küche.

Die Wendeltreppe nach oben führt zu den früheren Vereins-Räumen und der Noten-Kammer.

Erkennbar auch ein Abgang nach unten, in einen fast schwarzen modrigen und feuchten Kellerraum.
Hier liegen wohl noch alle Bretter aus der Bauzeit von 1959.

 

 

 

Ein Blick zurück auf die Eingangstür .... dieses Foyer hat schon lange keine Gäste mehr empfangen.

 

Rechts an der Wand ein in Gips geritzter und bemalter stilisierter Sänger oder Harlekin.
Ganz hat sich uns die Geschichte dieser Figur noch nicht erschlossen.

Dennoch beschließen wir ad-hoc dieses Zeugnis der Verangenheit auch für die Zukunft zu erhalten.

 

 

 

 

Der erste Raum den wir von Ihnen sehen, erzeugt statt Motivation eher Ernüchterung. 

Auch an dieser Gebäude-Ecke halten wohl nicht mehr alle Mauersteine zusammen.
Das ist es wohl mit "ein bisschen Mörtel" nicht mehr getan, hier sind andere Techniken erforderlich.

Falls wir das Gebäube übernehmen könnten, dann muss in einem Raum eine Heizung ihren Platz finden.
Ob das hier sein kann?

 

 

Im zweiten Raum war wohl eine Toilette ....

   .....aber selbst für die Bauphase ist das nicht mehr adäquat.

 

 

 

Auch das Pissoir sieht selbst für eine Bauphase nicht sehr einladend aus.

 

 

 

 

Zumindest ein Waschbecken ist in einem annehmbaren Zustand, zumindest für den Beginn der Renovierungsphase.

 

 

Der Boden hat auch schon viel erlebt. Aber langsam kann uns nichts mehr erschrecken.

 

 

Auf der linken Seite des Foyers war wohl die ursprüngliche Vereinsküche.

 

Ein schmaler langer Raum, der auf eine neue Bestimmmung wartet.
An der Stirnseite erkennt man die "Durchreiche" in den Saal.

 

 

 

 

 

Auch der Blick in die andere Richtung in der Küche bringt keine Breite, sondern zeigt nur eine enge dunkle Nische.

 

Kein Möbelstück, kein Elektrogerät erweckt den Eindruck der möglichen weiteren Nutzung.

 

 

 

Wir wagen uns in den Saal.

In der hinteren Ecke findet sich ein Teil einer ehemaligen Thekenanlage. 

Am harten Weiß hinter der Theke erkennt man erst, wie stark "gelb" der ganze Saal gehalten ist.

 

Die Theke, als Überbleibsel großer Veranstaltungen, wirkt eher störend, als dass man einen Nutzen daraus ableiten könnte.

 

Oben rechts erkennt man schon eine Art "Podiumsplatz" oder Empore.

 

 

 

 

Der Blick hinter die Theke erschreckt, hinsichtlich eines mögliches Ausbaus bzw. hinsichtlich der fachgerechten Entsorgung von Gefrierschränken.

 

Der Boden ist auf Grund der Feuchtigkeit in diesem Bereich recht angegriffen. Etliche Holzleisten im Parkettboden sind gelöst oder angefault.

 

 

 

Der hintere Bereich vom Saal. 

 

Theke, große Eingangtür, Durchreiche von der Küche und die Empore.

 

 

 

 

Von der vorderen Stirnseite her in den Saal geschaut .... so war der Blick für Sänger und Musiker!

Für die 60er bis in die 80er Jahre war dies sicherlich ein toller Fest- und Veranstaltungsraum.

 

Die Lampen wirken wie aus einer ganz anderen Zeit. Von der Decke hängen nicht nur Kabel, sondern starre Metallrohre, an denen die Lampenschirme befestigt sind. Nicht alle Lampenschirme haben wohl die stürmischen Zeiten überlebt.

 

 

 

Aus der Ecke von der Fensterfront her erscheint der Saal, trotz der gelben Wände, in einem hellen Licht.

 

Rechts die noch verschlossenen Ausgangstüren Richtung Garten.

 

Könnte hier mal eine Modellbahnanlage entstehen?

Ganz ohne störende Wände oder Pfeiler?

Gegenüber unserer früheren Destination in einem Fachwerkhaus, war das hier einfach nur unvorstellbar hell, groß und stützenlos!

 

 

 

Entlang der Fensterfront finden wir die, auf Grund der nach außen geführten Abgasrohre, vermuteten Gas-Einzelöfen, vier Stück an der Zahl.

 

Versorgt über eine Gas-Ringleitung im Haus war das sicherlich zur Entstehungseit eine recht moderne Gebäudetechnik.

 

 

 

Die Tür führt nach draußen, Richtung Bahnlinie.


Die fehlende Deckenverkleigung lässt auf Wassereinbruch schließen. Wir werden uns wohl das Dach noch genauer ansehen müssen.

 

 

 

Wir gehen zurück ins Foyer und die Wendeltreppe nach oben.

 

Recht steil und schmal. Auch die Treppenhausbeleuchtung hat den ganz besonderen Charme vergangener Tage.

 

 

 

Eine bodenebene Verglasung. Dämmwert gleich Null.

Eine Tür die aufs Vordach über dem Eingang führt. Nach dem Öffnen aber ohne jegliche Absturzsicherung.

Rechts der Abgang zur steilen Wendeltreppe. Wohl dem, der hier nicht dem Fuß zwischen das Geländer rutscht.

 

 

 

Der Blick schweift nach links.

 

Auch die Elektroinstallation bedarf wohl der Überarbeitung.

 

Die Tür führt in die ehemalige Schatzkammer des Sängervereins: In die Notenkammer.

 

 

Die Notenkammer. 

 

Spannend die Frage, was man aus diesem dunklen Raum mal machen könnte.

 

 

 

Verlässt man die Notenkammer auf der anderen Seite wieder, steht man im Aufenthaltsraum (im OG).

Der Boden hat schon viel erlebt.

Hinten rechts noch ein Abstellraum. Okay, kann man immer brauchen. Bei jedem Verein gibt es Dinge die man einfach mal aus dem Blickfeld bringen muss, die aber dennoch da sein müssen. Somit könnte das ein Abstellraum beiben .... oder doch etwas ganz Anderes?

Auch hier oben findet sich ein Gasofen, der an die zentrale Gasleitung angeschlossen ist.
Heute sicherlich nicht mehr zulässig.

 

 

 

Beispielhaft ein Schalter als Sinnbild für die Elektroinstallation im Gebäude. 

 

Das bedeutet, dass kein Schalter, kein Kabel, keine Lampe, kein Boden, keine Wand ..... so bleiben kann wie es ist.

 

Mit jedem weiteren Detail schwindet unser "Sanierungs-Mut", denn die Aufgaben werden mit jedem Blick größer.

 

 

 

Der ehemalig Aufenthaltsraum besticht durch die stylischen Lampen aus den 60er/70er-Jahren.

Durch die Öffnung geht der Blick in den Saal. Wohl aus "Absturzgründen" wurde das "Sideboard" vor die sehr niedrige Brüstungshöhe gestellt.

 

 

Wie war das gerade? .... unser Sanierungs-Mut schwindet ....?

Bei dem Anblick von oben in den Saal hinunter, beginnen wir sofort wieder über die Möglicheiten, die dieser Saal für den Modellbau bietet, zu schwärmen.

Dieser Blick macht uns teilweise blind für die anderen Sanierungsthemen.

 

 

 

Von oben, durch die Fensterfront, durch den Garten, zu der tieferliegenden Bahnlinie schweift unser Blick.

Vor unserem geistigen Auge sehen wr im Saal schon die ersten Züge ihre Runden drehen ...... okay, alles Fantasie, reines Wunschdenken.


Die Realität ist viel brutaler, denn wenn man sich mit dem Gebäude beschäftigen sollte, dann ist das Modellbahnhobby mal wieder für Jahre Geschichte.